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Wissenswertes über die Posaune

Die Posaune gehört zu den engmensurierten Metallblasinstrumenten mit Zug. Geschichtliches, Ausprägungen und Empfehlungen finden Sie in diesem Blogbeitrag des Reisser Musik-Ratgebers.

Geschichte der Posaunen in Kurzfassung

Die Posaunen (von lateinisch: bucina) entwickelten sich bereits im Mittelalter aus Businen und
Zugtrompeten. Gemälde aus Burgund zeigen schon in der Zeit um 1430 Instrumente mit U-förmigen
Zügen. Im 16. Jahrhundert gab es bereits Posaunen in den Stimmlagen Diskant-, Altposaune, gemeine
rechte Posaune, Quart- und Quintposaune, sowie als tiefstes Instrument die Oktavposaune. Mit diesem
kompletten Stimmwerk war die Posaunenfamilie im Frühbarock sicher maßgeblich beteiligt an den
prachtvollen, hochvirtuosen Bläserkanzonen besonders der Venezianer (Giovanni Gabrieli, Claudio
Monteverdi u. a.). Im Spätbarock beschränkte man sich dann wieder auf die Diskantposaune (z. B.
Johann Sebastian Bach: Tromba da tirarsi = Trompete zum Ziehen) sowie die Alt- und Tenorposaune. In
der Romantik, etwa ab der Mitte des 19. Jahrhunderts, bekommen die Posaunen (Alt-, Tenor-, Baßposaune) wieder reichlich Literatur als Instrumente der Sinfonie- und Opernorchester (Brahms,
Bruckner, Wagner, Verdi u.a.), sowie mit solistischen Aufgaben. In Blasorchestern, im Jazz und in der
folklorischen Musik sind Posaunen heute ein fester Bestandteil.

 

Familie der Posaunen

Instrument Tonumfang
Sopran-Posaune in B ab e
Alt-Posaune in Es ab H
Tenor-Posaune in B ab E
Tenor-Posaune in B/F (Quartv.) ab C
Bass-Posaune in B/F (Quartv.) ab H
Bass-Pos. in B/F/Es (2 Ventile) ab A

 

Sie stehen in folgenden Schlüsseln:

Sopran-Posaune Violinschlüssel oder Diskantschlüssel
Alt-Posaune Altschlüssel oder Violinschlüssel
Tenor-Posaune Bassschlüssel
Bass-Posaune Bassschlüssel

Naturtonreihe bei Posaunen

Der Posaunist kann mit Spannen bzw. Entspannen der Lippen zunächst die gleichen Naturtöne blasen
wie der Trompeter oder Hornist. Er muss den Posaunenzug keinen Millimeter bewegen. Da die Rohrlänge
der B-Tenorposaune doppelt so lang ist wie die der B-Trompete, erklingen ihre Naturtöne exakt eine
Oktave tiefer. Den gänzlich eingefahrenen Zug nennen die Posaunisten übrigens den 1. Zug. Um die
Naturtonreihe einen Halbton tiefer zu spielen, zieht der Posaunist den Zug einige Zentimeter aus. Man
nennt das den 2. Zug. Die Naturtonreihe, die einen Ganzton tiefer klingt als die erste, erreicht man durch
weiteres Ausziehen. Man geht mit dem Zug etwa auf die Höhe des Schallbecherrandes, also auf Position
3. Weitere und tiefere Reihen zieht man auf den 4., 5., 6. und 7. Zügen und erhält jeweils eine andere Naturtonreihe. Mit allen „Zügen“ bzw. Zugpositionen besitzt man endlich die Möglichkeit, auch alle Töne und Halbtöne im Umfang der Posaune zu blasen: Die Chromatische Tonleiter

Bauweisen und Bestandteile der Posaunen

Bei den Posaunen ist die Unterscheidung zwischen Konzertposaune und Jazzposaune grundsätzlich so
unglücklich gewählt wie bei den Trompeten.
Unter dem Begriff Jazzposaune versteht man eng gebaute, höchstens mittelweite Instrumente mit
verhältnismäßig kleinem Schallstück (M-Bohrung). Sie haben einen hellen, harten, zentrierten Klang.
Unter Konzertposaune (auch Deutsche Konzertposaune) versteht man dagegen Instrumente mit einer
breiteren Bauart (ML- bzw. L-Bohrung), größerem und dünnwandigerem Schallstück (gelegentlich mit
Neusilberkranz). Solche Instrumente werden wegen ihres weicheren und runderen Klanges in den
Traditionsorchestern (z.B. Berliner Philharmoniker) gespielt.
Die B-Tenorposaune ist das wichtigste Instrument der Posaunenfamilie. Sie findet Verwendung im
Unterricht, in Blaskapellen, Posaunenchören, Sinfonie-Orchestern und als Solo-Instrument. Gebräuchlich
sind hierbei Instrumente in mittelweiter Bohrung (ML, S-Mundstückschaft) oder weiter Bohrung (LMundstückschaft).
Die B/F-Tenorbaßposaune, meist vereinfachend Bass-Posaune genannt, ist in der gesamten Mensur
weiter, weshalb man für dieses Instrument auch ein Mundstück mit weiterem Schaft benötigt. Sie hat ein
Quartventil, bei besonders großen und weiten Instrumenten auch noch ein zusätzliches Sekund- bzw.
unabhängiges Terzventil. Die Bass-Posaune ist also nicht etwa in der Bass-Lage eine Oktave tiefer
gestimmt als die Tenorposaune, sie ist lediglich weiter gebaut.
Das Gesamtrohr der Posaune ist im Bereich des Zuges meist zylindrisch und wird erst nach dem Zug,
zum Schallbecher hin konisch.

Mundstück:
Es ist wichtig darauf zu achten, welche Mensur eine Posaune hat, da die Mundstücke mit verschieden
dicken Schäften gebaut werden. Will ein Bläser auf einer weitmensurierten Posaune ein Mundstück mit
engem Schaft blasen, so muss ein entsprechender Adapter (= konische Buchse) verwendet werden.

Posaunenzug:
Der Posaunenzug besteht aus Mundstückrohr und Kopplungsrohr, zwei Zugrohren innen, zwei Zugrohren
außen und dem Bogen mit Wasserklappe und Stoßdämpfer. Die Verdickungen an den unteren Enden des
Innenzuges nennt man Stiefel. Diese Stiefel sind notwendig für eine gute Führung des Zuges und für die
absolute Abdichtung der schwingenden Luftsäule.

Bei hochwertigen Instrumenten werden auswechselbare Mundrohre (zum Einstecken) angeboten, womit
Klangveränderungen erzielt werden können. Zwischen Mundstückrohr und Außenzug ist bei manchen
Posaunen eine Feder eingebaut, die einen harten Stoß auf die Lippen und Zähne des Bläsers durch das
Einfahren des Zuges vermeiden soll. Am Beginn des Zuges befindet sich ein durch Drehen zu
bedienendes Zugschloss, das verhindert, dass der Zug unkontrolliert nach außen fährt.
Die Zugrohre sind in der Regel zylindrisch. Einige Firmen bieten allerdings auch einen sogenannten
konischen oder Dualbore -Zug an, wobei das Zugrohr beim Mundstück in der Mensur enger als das
Zugrohr beim Schallstück ist. In diesem Fall ist der Bogen am unteren Ende des Zuges konisch. Diese
aufwendigere Bauart ermöglicht einen insgesamt weicheren Klang.

Bohrungen:
Posaunen werden in verschieden weiten Bohrungen (Mensuren - Innenweite der Rohre) mit den weltweit
üblichen Kennzeichnungen versehen:
M = medium (mittel)
ML = medium-large (mittelweit)
L = large (weit)
Extra L = extra large (besonders weit)

Davon ist medium die engste Bohrung, die von Jazz- und Tanzmusik-Posaunisten oder auch im
Tonstudio bevorzugt wird. Für das klassische Soloinstrument werden sowohl im Sinfonie- und
Opernorchester als auch im Posaunenchor und in der Bigband die Bohrungen ML und L gewählt. Bei
Bassposaunen ist auch Extra L gebräuchlich.

Quartventil:
Auch Tenorposaunen haben häufig ein Quartventil. Dies dient zunächst zur Erweiterung des Tonumfangs
(am 1. Zug eine Quarte nach unten), aber auch zur Spielerleichterung und zum Erlangen größerer
Virtuosität. Will man beispielsweise den Intervallsprung vom F zum tieferen C mit dem Zug ausführen, so
muss der Zug vom ersten bis zum sechsten Zug ausgefahren werden, was gewisse Zeit in Anspruch
nimmt. Schneller wird in so einem Falle das Quartventil bedient.

Sekund- bzw. Quintventil:
Speziell Bassposaunen besitzen gelegentlich noch ein weiteres Ventil, das die Posaune um einen
Ganzton tiefer macht. Das Ganztonventil ist in Abhängigkeit des Quartventils gebaut und kann nur in
Verbindung mit dem Quartventil verwendet werden. Drückt man dieses Ventil zusammen mit dem
Quartventil, so ergibt sich ein Quintsprung nach unten. Das Ventil dient wiederum der Tonumfang-
Erweiterung (H1 ohne dieses Ventil nicht spielbar) sowie als Spielerleichterung.

Terzventil:
Teurere Bass-Posaunen verfügen neben dem normalen Quartventil zusätzlich noch über ein
unabhängiges Terzventil. Passagen mit Vorzeichen von 5 oder 6 Bb lassen sich somit leichter spielen.

Stimmzug:
Am oberen Ende der Posaune befindet sich ein Stimmzug mit konischem Rohr. Bei vielen Posaunen ist
hier auch der Balancer angebracht, der das Instrument in einem für die linke Hand guten Gleichgewicht
halten soll.

Schallbecher:
Schallbecher (auch Schalltrichter, Stürze genannt) werden in verschieden großen Durchmessern (ca. 180
- 270 mm) gebaut. Natürlich stehen diese Weiten in Verbindung mit den entsprechend engen oder weiten
Bohrungen.

Wie entsteht der Ton bei Posaunen?

Die Tonerzeugung ist grundsätzlich bei allen Metallblasinstrumente ähnlich, weshalb auf Wie entsteht der
Ton bei Trompeten? verwiesen wird.

Metalle und andere Materialien für die Herstellung von Posaunen

Bei sehr vielen Posaunen ist der Innenzug aus Messing hartverchromt oder Neusilber hartverchromt, der
Außenzug ebenfalls aus Neusilber, Messing oder Goldmessing.
Die höchste Qualität (in Beziehung auf die Haltbarkeit) wird mit Zügen aus Neusilber erreicht, die sowohl
innen als auch außen hartverchromt sind. Diese Züge sind resistent gegen den sog. Zinkfraß. Ist das
Neusilber besonders dünn gewalzt, handelt es sich um einen Leichtgewichts-Zug (LT-Züge).

Qualitätsmerkmale bei Posaunen

Der Korpus einer Posaune unterscheidet sich nicht wesentlich von dem einer Trompete, weshalb nur auf
zwei Besonderheiten der Posaunen hingewiesen wird:
Da ist zunächst der Zug, dessen Qualität sozusagen das A und O einer Posaune darstellt. Er wird aus
verschiedenen Metallen produziert, die sich auch qualitativ unterscheiden. Auch bei der Herstellung bzw.
Verarbeitung ergeben sich verschiedene Möglichkeiten. Züge aus Neusilber, anschließend hartverchromt,
sind allerdings heute eine optimale Lösung, da sie eine lange Lebensdauer versprechen.
Zusätzlich gibt es Posaunen mit Ventilen. Hat eine Posaune nur ein Ventil, so handelt es sich um ein so
genanntes Quartventil. Dieses bringt zunächst den Vorteil, dass der Tonumfang nach unten erweitert
werden kann. Das Ventil wird aber häufig auch als Spielhilfe genutzt (s.o).
Manche Posaunen haben ein weiteres, sog. Sekund- bzw. Quintventil. Drückt man es gleichzeitig mit dem
Quartventil, so entsteht ein Quintsprung nach unten. Zunächst dient dieses zweite Ventil auch wieder als
Spielhilfe. Man braucht es aber zusätzlich, um einen ganz bestimmten Ton blasen zu können, der in der
Literatur gelegentlich gefordert wird.

Das Quartventil erweitert den Tonumfang der Posaune nicht zwingend immer um eine Quarte nach unten.
Wird ein Bb auf der Posaune in Zugposition 1 geblasen und das Quartventil gedrückt, erklingt
erwartungsgemäß ein F. Das feststehende Rohr des Quartventils ist auf diese Normallänge des
Instruments berechnet.
Geht man nun mit dem Zug auf die siebte Position, verlängert sich automatisch die Gesamtlänge des
Instruments. Das Rohr des Quartventils bleibt indessen zwangsläufig gleich lang und da es zur jetzt
entstandenen Gesamtlänge nicht mehr in Relation steht, geht die Rechnung nicht auf. Durch das Drücken
des Quartventiles kann in dieser Position also kein Quartsprung mehr entstehen. Mit Betätigung des
Quartventils sind deshalb nur noch 6 Zugpositionen spielbar. Um den dadurch fehlenden Ton Kontra H1
blasen zu können, benötigt man das Quintventil.

Mundstücke für Posaunen (Tenorhorn, Bariton, Euphonium)

Mundstücke für Tenorposaune, Tenorhorn, Bariton und Euphonium sind identisch. Da diese Instrumente
verschieden weite Bohrungen haben (bisher keine Norm wie bei Trompeten), müssen auch die
Mundstücke verschieden dicke Schäfte haben. Die Ränder, Kesseldurchmesser, Kesselformen und -
tiefen sowie die Bohrungen sind bei den Mundstücken für die hier aufgeführten Instrumente sehr
verschieden.

Ventilposaunen

Es handelt sich bei der Ventil-Tenorposaune sozusagen um einen Zwitter zwischen Basstrompete und
Posaune. Bedarf an diesen Instrumenten besteht immer dann, wenn z. B. ein Trompeter im Tanz-, Jazz-,
oder Blasorchester gelegentlich auch in der Posaunenlage (eine Oktave tiefer als Trompete) und mit
einem in Aussehen und Klang posaunenähnlichen Instrument spielen will, ohne sich mit der Spieltechnik
(d.h. den Zugpositionen) der Zugposaune weiter auseinandersetzen zu müssen.

Bekannte Posaunen-Hersteller

Es handelt sich bei dieser Angabe um Metallblasinstrumentenhersteller, die sich besonders auf die
Herstellung von Posaunen spezialisiert haben:

Bach Courtois *Kromat Blessing
Kühnl & Hoyer Conn *Lätzsch Edwards
Miraphone *Thein  Getzen  Holton
Jupiter Yamaha    

 

Die mit * gekennzeichneten Hersteller sind kleine Posaunen-Manufakturen, die ihre Instrumente nur per
Direktvertrieb verkaufen.

 

Tags: Posaune

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