Geschichte des Fagottes in Kurzfassung
Fagotte (ital.: fagotto = Bündel) entwickelten sich aus den Dulcianen, werden bei Praetorius aber schon als eigenständige Instrumente in verschiedenen Größen genannt (Doppel-Fagott, offen Chorist-Fagott, gedakt Chorist-Fagott). Etwa um 1670 bekam das Fagott die heutige, dreiteilige Form mit drei bzw. vier Klappen. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde die Zahl der Grifflöcher und Klappen stark vermehrt (um 1800 zehn Klappen), um das Musizieren mit allen chromatischen Tönen zu ermöglichen.
Heute haben die modernen Fagotte 22 - 24 Klappen. Etwa ab 1650 wurde das Fagott als Continuo-
Instrument oder als Baß-Instrument im Satz mit den Oboen eingesetzt. Im Orchester der Klassik ist es zweifach, in der Romantik dann dreifach besetzt.
Das Barock-Fagott
Das Barock-Fagott entwickelte sich in Frankreich etwa in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus dem
Pommer und mehr noch aus dem ein- bis zweiteiligen Dulcian. Eine genaue Zeit der Wandlung vom
Dulcian zum endlich vierteiligen Fagott (Flügel, Stiefel, Baßröhre und Stürze) ist nicht exakt zu datieren, weil beide Begriffe, Dulcian bzw. Fagott lange Zeit nebeneinander verwendet wurden. Das Fagott spielte im Hochbarock nicht nur als Soloinstrument (Antonio Vivaldi schrieb allein 38 Fagott-Konzerte) sondern auch als Generalbaß-Instrument eine wichtige Rolle. Es blieb bis in die Zeit Mozarts in Konstruktion und Bauweise nahezu unverändert.
Familie der Fagotte
Tonumfang der wichtigsten Fagott-Arten:
Instrument | Tonumfang | erklingt... |
Fagott in C | B1 - f " | wie notiert |
Kontrafagott in C1 | (A2)B2 - f (g oder a) | eine Oktave tiefer als notiert. |
Das Fagott in C ist ein nichttransponierendes Instrument. Es wird meist im Bassschlüssel, gelegentlich im Tenorschlüssel, selten im Violinschlüssel notiert. Das Kontrafagott wird ebenfalls im Bassschlüssel notiert, klingt aber eine Oktave tiefer als notiert.
Bauweisen und Bestandteile der Fagotte
Doppelrohrblatt
aus dem Schilfrohr arundo donax, gelegentlich auch aus Fiberglas
S-Bogen
(= auch S-Rohr) aus Neusilber oder Massiv-Sterling-Silber (bei den meisten Fagotten werden zwei bis drei S-Bögen mitgeliefert). Es handelt sich um ein enges, konisches und etwas S-förmig gebogenes Rohr mit einem kleinen Loch, das mit einer Klappe geschlossen werden kann.
Flügel
(die kürzere der beiden Parallelröhren) mit Mechanikteilen
Stiefel
das U-förmig gebogene Verbindungsteil mit Mechanikteilen und der Handstütze
Bassstange
(auch Bassröhre, die längere der beiden Parallelröhren) mit Mechanik
Schallstürze
(auch Stürze, Schallstück oder Kopfstück) mit einer Klappe
Kontrafagott
Beim Kontrafagott ist das konische Rohr durch U-förmige Bögen in vier parallel liegende Teile gegliedert. Es hat keinen Stiefel, sondern besteht nur aus einem dreimal U-förmig gebogenen Rohr.
Die Schallstürze
(C-Stürze, auswechselbar in B-Stürze und A-Stürze) ist beim Spiel nach unten gerichtet.
Wie entsteht der Ton bei Fagotten?
Die Luftsäule im konisch gebohrten Korpus wird durch das Prinzip der "gegenschwingenden Zungen" erzeugt. Zwei eng aneinander liegende Rohrblätter beginnen zwischen den Lippen des Bläsers durch ihre Elastizität und den Gegendruck der Luft regelmäßig zu schwingen. Diese Schwingungen übertragen sich auf die Luftsäule im Fagott- Rohr und bilden dort eine "stehende Luftschwingung"
Hölzer und andere Materialien für die Herstellung von Fagotten
Für den Holzkorpus von Fagotten wird meist Ahorn, gelegentlich auch Sykomore, Mahagoni, Palisander, Rosenholz und, sehr selten, Grenadillholz verwendet. Die Mechanik sowie die Verbindungsringe werden aus Messing oder Neusilber hergestellt und versilbert; selten bestehen sie ganz aus Silber. Die Fütterung der Rohrteile wird mit Kautschuk, Epoxyharz oder einer Speziallackierung ausgeführt, die Fütterung der Tonlöcher ist aus Kautschuk, Kunststoff, Neusilber oder Silber. Der Ring am oberen Schallstückrand ist entweder aus Kunst-Elfenbein, aus Elfenbein oder Horn.
Beim Fagott-Bau wird Ahorn-Holz verwendet, weil es sich dabei um ein Holz mit sehr guten
Klangeigenschaften handelt. Hinzu kommt das Gewicht des Holzes. Grenadill- und Ebenholz ist sehr
schwer und wären für Fagotte nicht geeignet. Aus diesem Grund wird Ahorn verwendet.
Um das Ahornholz vor Feuchtigkeit bzw. Speichel beim Spielen zu schützen, werden die Tonlochkamine mit Hülsen aus Kautschuk, Neusilber oder Silber versehen. Der Stiefel wird ebenfalls gefüttert.
Der hohe Preis eines Fagott kommt aus folgenden Gründen zustande: Die Hölzer müssen ausgesucht und lange gelagert werden. Die Bearbeitung (drechseln, fräsen, ausarbeiten, lackieren, polieren) kann nur durch Spezialisten erfolgen. Bei den großen Mechaniken ist handwerklich präzise Arbeit gefragt, die oft in aufwendiger Handarbeit erfolgt. Tonlochbuchsen müssen eingesetzt, Polster, Korken und Filze müssen montiert, auf den Korpus aufgesetzt und fein reguliert werden. Der S-Bogen muss hergestellt werden, die Kopplungen bekorkt, der Zierring am Schallbecher usw.
Qualität bei Fagotten
Ausgesuchte, feine und abgelagerte Hölzer, feine Lackierung, sorgfältige Ausarbeitung besonders der Bohrung, Fütterung der Rohre und der Grifflöcher mit Kautschuk oder Kunststoff, Neusilber oder Silber.
Griffige und leise funktionierende Mechanik, solide ausgeführte galvanische Vernickelung oder
Versilberung der Metallteile, gute Ansprache, optimale Intonation, schöner, voller und ausgeglichener
Klang in allen Lagen.
Bekannte Fagotthersteller
Es handelt sich bei dieser Angabe um Holzblasinstrumenten-Hersteller, die sich besonders auch auf die Fertigung von Fagotten spezialisiert haben:
Adler | Mönning | Moosmann | Püchner |
Heckel | Walter | Schreiber | Yamaha |