Aus Nylon, aus Stahl, aus Nickel, mit Beschichtung, ohne Beschichtung, ungeschliffen, geschliffen, dicke, dünne, für kurz, für lang, im Satz oder als Einzelne. Die Welt der Gitarrensaiten ist vielseitig, faszinierend und vielleicht auch ein kleines bisschen unübersichtlich. Damit letzteres nur zu Beginn der Fall ist, haben wir einen praktischen Führer durch die Welt der Saiten für euch zusammengestellt.
Die Art der Gitarre
Zuerst ist es wichtig festzustellen, für welche Art von Gitarre frische Saiten gebraucht werden. Wir unterscheiden zwischen:
- Konzertgitarren
- Westerngitarren
- E-Gitarren
- Bass
Je nach Art der Gitarre kann es noch zu spezifischen Besonderheiten kommen z.B. 7-String, Bariton-Skalierung, Long-Scale (Bass), etc. Prüfe also vor deinem Kauf ob deine Gitarre solche oder andere Besonderheiten hat.
Die Stärke
Eventuell sind dir bei der Suche nach Gitarrensaiten Zahlenangaben aufgefallen wie ".012" oder "10 - 46". Diese Zahlen geben die Dicke der Saite in Zoll an. Wenn du auf der Packung also eine Angabe wie "10 - 46" liest, dann enthält diese Packung Saiten in den Dicken 0.010 - 0.046 Zoll. Merke:
Je kleiner die Zahl, desto dünner die Saite. Je höher die Zahl, desto dicker die Saite.
Achtung! Beim Kauf von Nylonsaiten wirst du eher auf die Angabe "Tension" stoßen. Sie gibt an wie stark die Saiten unter Spannung bei Standard-Stimmung stehen.
Die Dicke der Saite hat eine entscheidende Wirkung auf den Klang, Bespielbarkeit und Stimmungsmöglichkeiten. Dünnere Saiten empfehlen sich für Anfänger, da diese sich gerade zu Beginn leichter spielen lassen. Dünne Saiten sind außerdem beliebt bei schnellen Techniken, wie dem Sweep-Picking oder Hammer-On/Pulling-Off, und Soli. Sie eigenen sich jedoch weniger für tiefere Stimmungen.
Hierfür eignen sich eher dickere Saiten. Diese werden oft von Musikern im Blues-, Metal- oder Rockgenre bevorzugt, da diese durch ihre Dicke tiefere Stimmungen und einen generell kraftvollen Klang ermöglichen.
Gängige Saitenstärke innerhalb der Sätze:
e | h(b) | g | d | A | E | |
Extra Super Light | .008 | .010 | .015 | .021 | .030 | .038 |
Super Light | .009 | .011 | .016 | .024 | .032 | .042 |
Custom Light | .009 | .011 | .016 | .026 | .036 | .046 |
Light | .010 | .013 | .017 | .026 | .036 | .046 |
Light Plus | .010 | .013 | .017 | .028 | .038 | .048 |
Medium | .011 | .014. | .018 | .028 | .038 | .049 |
Heavy | .012 | .016 | .020 | .032 | .042 | .054 |
Das Material
- Nylon: Wird ausschließlich für Konzertgitarren verwendet. Die Basssaiten eines Nylonsatzes sind in der Regel mit Kupferdraht umsponnen, die höheren Saiten bleiben hingegen pur.
- Nickel: Ist das gängigste Material unter den Gitarrensaiten. Nickel bietet ein weiches Spielgefühl und produziert einen runden, warmweichen Klang.
- Nickel Plated Steel: Eine Mischform aus Nickel und Stahl. Hier fusioniert der Spielkomfort der Nickelsaiten mit der höheren Lautstärke der Stahlsaiten zu einem Hybriden zusammen.
- Stahl: Stahl (auf den Verpackungen als "Steel" bezeichnet) bietet eine höhere Lautstärke und mehr Brillanz als Nickel. Der Klangcharakter wird auch gerne als "metallisch" oder "spitzer" beschrieben.
- Bronze: Bronze wird vor allem bei Wickeldraht für Akustik- bzw. Westerngitarren verwendet. Da Bronze eine Mischung aus Kupfer und Zinn ist, kommen Unterschiede je nach Verhältnis zwischen Kupfer, Zinn und teilweise noch Phosphor auf.
- Bronze: Besteht aus 92% Kupfer, 7% Zinn und 1% Phosphor) produziert einen kräftigen, warmen Ton.
- Bronze 80/20: Besteht aus 80% Kupfer und 20% Zinn und sorgt für einen helleren Klang.
- Phosphor-Bronze: Hat einen höheren Kupferanteil und 0,3% Phosphor.
- Beschichtungen: Mittlerweile gibt es Gitarrensaiten mit verschiedenen Beschichtungen. Diese Beschichtungen sollen Schweiß, Schmutz und Korrosion entgegenwirken und den Sound sowie die Haltbarkeit der Saiten über einen deutlich längeren Zeitraum aufrechterhalten. Sie sind in der Regel teurer als unbeschichtete Saitensätze, besitzen aber einen deutlich längeren Lebenszyklus (Haltbarkeit, Klangstabilität).
- Weitere: Es gibt noch weitere besondere Formen an Saiten wie zum Beispiel Saiten mit Chrome-Legierung (für einen besonders weichen Klang), Saiten, welche im dunkeln Leuchten oder auch Saiten aus Gold (für Nickel-Allergiker).
Wichtig! Eine Konzertgitarre sollte unter keinen Umständen mit Saiten für Western- oder E-Gitarren bezogen werden. Dies kann zu dauerhaften Schäden am Hals führen oder diesen gar gänzlich ruinieren.
Wickel-Standards
Es lassen sich 3 verschiedene Wickel-Standards voneinander unterscheiden:
- Roundwounds: Der Standard unter den Wickelungsdrähten. Roundwounds sind rund, durchsetzungsstark und reich an Obertönen.
- Flatwounds: Hier wird eine Art Flach-Draht verwendet. Saiten mit dieser Wickelung sind vor allem unter Jazz-Gitarristen beliebt, da sie einen weichen, matten Klang besitzen. Auch bei Bassisten, welche einen Fretless Bass spielen sind Saiten mit solch eine Wicklung beliebt. Sie sind schonender für das Griffbrett und halten durch ihre Konstruktion länger, da sie kaum Platz für Schmutzablagerungen bieten.
- Halfround: Hier handelt es sich um halbgeschliffene Saiten. Sie haben einen runden Wickelungsdraht aus Edelstahl als Basis und werden nach dem Wicklungsprozess an der Oberfläche angeschliffen. Diese Saiten sind beliebt bei Jazz-Gitarristen/ Bassisten und Akustikgitarristen, welche störende Umgreifgeräusche minimieren wollen.
Saiten-Satz vs. Einzelsaiten
Sollte es dazu kommen, dass eine einzelne Gitarrensaite reißt, steht man vor der Entscheidung ob man einen frischen neuen Satz Saiten kauft oder doch lieber nur eine einzelne kauft. Tendenziell empfiehlt es sich meistens einen vollständigen neuen Satz zu kaufen aus folgenden Gründen:
- Einzelne Saiten können verhältnismäßig teuer sein
- Eine frische neue Saite zwischen abgenutzten Saiten kann zu einem irritierenden Klangbild führen
- Frische Saitensätze sind immer aufeinander abgestimmt.
Unter Umständen kann es dennoch Sinn ergeben eher eine einzelne Saite statt eines Satzes zu kaufen:
- Die Saite reißt beim Aufziehen eines frischen Satzes. Ärgerlich, kann aber passieren. Da der Satz praktisch noch ungenutzt ist benötigt es nicht unbedingt einen komplett neuen Satz.
- Eine Problem-Saite, welche regelmäßig reißt: Hier empfiehlt es sich besonders für Live-Setting ein, zwei Ersatzsaiten mehr als Backup dabei zu haben. Noch mehr empfiehlt es sich in diesem Fall die Einstellung seiner Gitarre von einem Fachhändler überprüfen zu lassen.
Saitenlage
Eine optimale Saitenlage einzustellen kann schnell zu einem kniffligen Unterfangen werden. Als Saitenlage wird der Abstand zwischen Griffbrett und der schwingenden Saite bezeichnet. Die Saitenlage soll, je nach Anlass, so flach wie nötig eingestellt werden. In der Regel soll sie flach genug sein um eine leichte Spielbarkeit zu ermöglichen und auf der anderen Seite muss man darauf achten, dass sie hoch genug ist, damit sie nicht das Schnarren anfängt.
Die Saitenlage lässt sich bei den meisten Gitarren über den sogenannten Halsstab, ein Metallstab im Gitarrenhals, welcher zur Stabilisierung und der Begradigung dient, und über die Brücke sowie durch das Abfeilen des Sattels und Steges einstellen.
VORSICHT! Solche Eingriffe sollten nicht von Einsteigern gemacht werden. Wende dich am besten an unser geschultes Fachpersonal. Solltest du nämlich aus Versehen am Halsstab zu viel Schrauben kann es sein, dass der Hals sich irreparabel verzieht oder sogar bricht.
Saitenpflege
Um deinen Saiten etwas mehr Lebensdauer und Schutz vor Korrosion zu gewähren empfiehlt es sich seine Saiten regelmäßig zu pflegen und zu reinigen bspw. mit dem Dunlop No.65 Ultra Glide Saitenreiniger oder dem ghs Fast Fret.